Wie Jobsharing auch in der Bauleitung gelingt
Neue Wege gehen
Bei Führungsaufgaben gilt traditionell: in Teilzeit unmöglich – und auf der Baustelle schon gar nicht. Schließlich sollen Verantwortliche – so die landläufige Vorstellung – bei dringenden Anfragen und plötzlich auftretenden Problemen jederzeit sofort erreichbar sein. Zeitanforderungen, denen Eltern mit Betreuungspflichten kaum gerecht werden können. Für viele hochqualifizierte Bauleiter:innen bedeutet diese weit verbreitete Haltung nach der Rückkehr aus der Elternzeit einen Wechsel in der beruflichen Ausrichtung, beispielsweise im Innendienst statt in der Bauleitung.
Dass es dank innovativer Arbeitszeitmodelle auch anders geht, beweisen Ramona und Nataša bei der ZÜBLIN Spezialtiefbau GmbH. Die erfahrenen Bauleiterinnen sind im Herbst 2022 mit jeweils 30 Stunden aus der Elternzeit zurückgekehrt und konnten dabei von Anfang an auf die Unterstützung ihrer Vorgesetzten zählen.
„Ich habe zuerst mit dem Projektleiter gesprochen, ob Teilzeit als Bauleiterin grundsätzlich möglich ist und diesen Vorschlag dann auch bei der Bereichsleitung platziert“, sagt Nataša. Der Wunsch stieß auf offene Ohren.
Auch die Unterstützung von gewerblichen Kolleg:innen, Lieferanten und Nachunternehmen war voll da. „Jeder hat verstanden, wenn ich kurzfristig mein Kind aus der Kita abholen musste oder ich im Home Office gearbeitet habe, weil die Kita geschlossen war. Die technischen Möglichkeiten mit Videokonferenzen etc. sind ja da – man muss sie nur nutzen“, meint Ramona. „Viele Menschen haben Kinder oder müssen sich um ihre schon pflegebedürftigen Eltern kümmern – das Thema betrifft so viele und der Bedarf nach flexiblen Arbeitszeitmodellen ist auch auf der Baustelle groß. Es wird aber oft nicht angesprochen, weil Teilzeit in diesem Bereich einfach nicht üblich ist.
Wie funktioniert das Jobsharing in der Praxis?
Die kurze Antwort: sehr gut! Die längere Antwort: Auf die richtigen Rahmenbedingungen kommt es an! Die drei Komponenten Erfahrung, Vertrauen und Abstimmung waren wesentlich für das erfolgreiche Jobsharing von Nataša und Ramona.
Erfahrung hilft
Nataša hat sieben Jahre Erfahrung in der Bauleitung, Ramona sechs Jahre. „Da ist man mit den üblichen Abläufen vertraut, kennt gewisse wiederkehrende Stolperfallen“, sagt Nataša. Ramona ergänzt: „Wenn beide Personen einen vergleichbaren Erfahrungsschatz haben und gewisse Anfängerfehler einfach nicht mehr passieren können, ist das sicher ein Vorteil. Ich hätte mir aber auch vorstellen können, mit einem Einsteiger bzw. einer Einsteigerin in Vollzeit gemeinsam die Baustelle zu leiten.“
Vertrauen ineinander
„Auch wenn wir vorher noch nicht zusammengearbeitet hatten, konnten wir uns voll aufeinander verlassen“, berichten die beiden übereinstimmend. Die persönliche Wellenlänge stimmte und auch was die Arbeitsauffassung angeht, sind sie sich einig: „Jede hat in ihrer Schicht selbstständig Entscheidungen getroffen, ohne es mit der anderen abstimmen zu müssen. Da braucht man natürlich Vertrauen. Im Notfall bzw. wenn etwas unklar war, waren wir auch nach der jeweiligen regulären Arbeitszeit für die andere erreichbar bzw. haben zurückgerufen. Das war aber die Ausnahme, nicht die Regel und per Teams-Chat war das ganz unkompliziert. Außerdem ist es eine Erleichterung zu wissen, dass eine zweite Person da ist, falls man selbst krank wird oder das Kind – das nimmt viel Druck raus.“
Abstimmung miteinander
Ramona arbeitet vormittags, Nataša am Nachmittag. Über Mittag überschneiden sich die Arbeitszeiten für eine Stunde. Diese Zeit nutzen die beiden, um sich abzustimmen und wichtige Themen zu besprechen. Mit digitalen Tools und einer gewissenhaften Ablage stellen sie sicher, dass keine Informationen verlorengehen. „Meine größte Sorge war, dass Informationen untergehen und das jemand ausnutzen könnte. Dass zum Beispiel ein Nachunternehmer behauptet: aber mit ihrer Kollegin habe ich das gestern anders ausgemacht“, sagt Nataša. „Diese Sorge war aber unbegründet, das kam nie vor.“
„Für uns hat sich das Jobsharing bewährt“, sind sich Ramona und Nataša einig. „Ohne dieses Modell und den Glücksfall, dass wir die Baustelle quasi direkt vor der Haustür hatten, hätten wir nicht so einfach als Bauleiterin nach der Elternzeit zurückkehren können.“ Einige Faktoren müssen dafür natürlich passen:
Für sie hat die Kinderbetreuung am Nachmittag geklappt und sie konnte somit am Nachmittag arbeiten. Vielfach lassen die eingeschränkten Nachmittagsöffnungszeiten der Kitas das aber gar nicht zu.
Ein Modell mit Potenzial
Teilzeit in der Bauleitung hat jedenfalls Potenzial – auch ohne Jobsharing: „Bei größeren Projekten, wo von vornherein mehrere Bauleiter:innen eingeplant sind, ist Teilzeit unserer Meinung nach noch viel leichter umzusetzen, ebenso bei eher kleinen Projekten. Wir hoffen jedenfalls, dass das Modell Jobsharing im Konzern bekannter wird und auch andere Bereiche von unseren positiven Erfahrungen profitieren.“, so das Fazit von Nataša und Ramona.
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