Aus alt wird neu: Wie ein zweites Leben für die Platte gelingt

18.09.2024
Ein lange leerstehender Plattenbau in Cottbus wurde einer neuen Nutzung zugeführt. Bauoberleiter und Projektleiter Robert Rintisch erzählt, was auf dem Weg dahin alles zu tun war und ️warum das Projekt für ihn ein Heimspiel mit ganz besonderer Geschichte ist.

Jahrzehnte lang stand das blaue Hochhaus in Cottbus – ein Plattenbau von 1964 – einsam und leer mitten im Wohngebiet.️ Die Stadt entschied sich gegen einen Abriss und der 13-stöckige Bau in der Leipziger Straße wurde saniert und modernisiert. In nur 18 Monaten brachte Roberts Team das Gebäude mit einer Bruttogrundfläche von rund 5.870 m² auf den neuesten Stand.

Dazu gehörten die Anpassungen an aktuelle Brandschutz-, Schallschutz- und Statikanforderungen sowie die Senkung des Energiebedarfs. Neben viel Know-how und kreativen Lösungsansätzen wurde das alte Hochhaus durch neue Fenster, Türen und Wärmedämmung an die aktuellen energetischen Anforderungen angepasst. Nach statischen Ertüchtigungen mittels bewehrten und beidseitig anbetonierten Aussteifungsscheiben entsprechen die Grundrisse durch zusätzliche Wandöffnungen heutigen Wohnansprüchen. Hier gibt er Einblicke in dieses spannende Projekt.

Was war deine Aufgabe beim Hochhaus in Cottbus?

Robert: Ich habe das Projekt als Bauoberleiter und Projektleiter realisiert.

Gab es Besonderheiten beim Projekt?

Robert: Auf persönlicher Ebene war es nach 16 Jahren Montagetätigkeit das erste Projekt in meiner Heimatstadt. Das Gebäude stand Jahrzehnte lang leer und verschandelte das Wohngebiet, in dem ich einen Teil meiner Kindheit verbracht hatte. Es war deshalb sehr interessant, an diesem markanten, stadtbildprägenden Bauwerk zu arbeiten. Erwähnenswert ist auf fachlicher Seite auch die Umnutzung des Plattenbaus durch Grundrissänderungen, was aufwändige statische Änderungen nötig machte.

Welche Herausforderungen gibt es beim Bauen im Bestand und speziell beim Plattenbau in Cottbus?

Robert: Gerade der serielle Plattenbau aus DDR-Zeiten ist für die bei der Herstellung geplante Nutzung optimiert und durch den damaligen Materialmangel „ausgeknautscht“ konzipiert. Wir mussten besonders für kritische Bereiche wie Türstürze und zentrale Achsen neue Konzepte und Ideen entwickeln, damit wir die Nutzungswünsche des Auftraggebers realisieren konnten. Das ist uns mit durch enge Abstimmung in der Planung sowie Ingenieurslösungen gelungen.

Generell sind Plattenbauten Vorreiter der seriellen Bauweise im Wohnungsbau, die aktuell wieder angestrebt wird. Sie bieten Potential zur Aufbereitung, während in der Vergangenheit meist abgerissen wurde und Brachen zurückblieben. Durch intelligenten Umgang mit der vorhandenen Bausubstanz kann aus diesen Gebäuden wieder Wohnraum geschaffen werden, der aktuellen Ansprüchen genügt.

Was ist dein persönliches Highlight beim blauen Hochhaus?

Robert: Ganz klar der direkte Vorher-Nachher-Vergleich. Durch gute Ideen konnten wir das Gebäude erhalten – woran bereits einige gescheitert waren – ein neues Raumkonzept entwickeln und selbst moderne Fußbodenheizungen realisieren.
 
Inwiefern trägt das Bauen im Bestand zu mehr Nachhaltigkeit bei?

Robert: Indem Bausubstanz weitergenutzt wird, die sonst abgerissen würde. Durch Ertüchtigung statt Abriss sparen wir außerdem Energie und Ressourcen ein und tragen so zu mehr Nachhaltigkeit bei.

Etwas grundsätzlicher: Was motiviert dich an deiner Arbeit?

Robert: Zum einen sind das der hohe Freiheitsgrad und die Entwicklungsmöglichkeiten, die ich im Konzern habe. Außerdem kann ich interessante Projekte in einem kompetenten Umfeld realisieren. Ebenso finde ich den Schwerpunkt der zukunftsorientierten Nachhaltigkeit verbunden mit dem Ziel der Klimaneutralität wichtig. Das alles sind Gründe, warum ich schon lange dabei bin.