Eines der nachhaltigsten Hochschulgebäude Deutschlands

20.10.2022
„Projekte wie unser Neubau an der Universität Witten/Herdecke zeigen, wie das Bauen der Zukunft aussehen kann“. Simon Pfeffer, Technischer Bereichsleiter bei ZÜBLIN Timber, realisierte mit seinem Team einen Campus-Neubau, der Maßstäbe in Sachen Effizienz und Ressourcenschonung setzt. Erfahrt hier mehr über das Projekt, seine Tätigkeit und seinen persönlichen Karriereweg im Konzern.

Wie alles begann…
Der Startschuss für das Projekt fiel im August 2019. Zuvor war unsere Akquise-Abteilung im Gange. Die Besonderheit: es handelte sich hierbei um einen Qualitätswettbewerb, nicht wie gewöhnlich um einen Preiswettbewerb. Das komplette Gebäude sollte auf Holz ausgerichtet sein, ganz im Sinne der Nachhaltigkeit. In unserer Planung haben wir daher bereits bei Phase 0 angesetzt und konnten so den Wettbewerb für uns entscheiden.
 
Worin besteht die Besonderheit beim Holzbau allgemein?
Holz ist ein natürlicher Rohstoff und einer der zentralen Baustoffe, die nachwachsen. Jeder Kubikmeter des verbauten Holzes kann bis zu einer Tonne klimaschädliches CO2 aus der Atmosphäre binden. Außerdem sorgen Holzelemente für ein natürliches Raumklima. Mit dem Projekt für die Uni Witten/Herdecke haben wir das Potenzial der Holz-Hybridbauweise voll ausgeschöpft. Die Besonderheit bzw. Herausforderung hier: der Holzbau lebt vom Detail. Das bedeutet, dass die Vorplanung bereits sehr früh sehr konkret und fix sein muss. Durch die Vorfertigung der Teile im eigenen Werk ist ein relativ zügiger Bauprozess möglich. Der Rohbau stand so bereits nach nur neun Wochen, nach insgesamt 18 Monaten Bauzeit dann das ganze Gebäude.
 
Wie definiert sich die Nachhaltigkeit beim Campus-Neubau konkret?
Der Einsatz nachhaltiger Baumaterialien spielt eine wichtige Rolle bei der Reduktion von CO2-Emissionen im Bau. Im Neubauprojekt in Witten wurden gezielt Produkte, Technologien und Verfahren verwendet, die ressourcenschonend und energieeffizient sind. Die technische Gebäudeausrüstung des Neubaus erfolgte nach dem Lowtech-Energiekonzept. Dabei geht es darum, den Energieverbrauch des Gebäudes zu minimieren, ohne dafür komplexe technische Systeme einzusetzen. Im Sinne der Nachhaltigkeit entwickelte unser Team in einem integralen Planungsprozess ein individuell optimiertes Heiz-, Kühl- und Lüftungskonzept für die entsprechende Raumnutzung in Kombination mit der Fassade. Die Räumlichkeiten können zudem flexibel und schnell an unterschiedliche Nutzungsanforderungen angepasst werden. Die Möglichkeit, den Neubau später an die Bestandsgebäude anzuschließen, haben wir in der Planung und im Bau bereits berücksichtigt.
 
Was waren deine Aufgaben und was schätzt du an deiner Arbeit am meisten?
Zu meinen Aufgaben zählte die Organisation der Baustelle und der Kontakt zu Bauherren, Planern und Behörden. Kurz: Die Koordination des Ganzen. Was mir besonders Spaß macht ist, Dinge mitgestalten zu können, Entscheidungen zu treffen und Verantwortung zu tragen – was Fluch und Segen zugleich sein kann. Es ist natürlich immer toll, mit gutem Beispiel voranzugehen und Maßstäbe zu setzen, in unserem Fall in Sachen Nachhaltigkeit.
 
Welche Herausforderungen habt ihr gemeinsam gemeistert?
Kurz nachdem das Baufeld eingerichtet wurde, kam Corona. Viele Teams mussten ad hoc ins Homeoffice wechseln und die gesamte Kommunikation wurde ins Digitale verlagert. Das war für uns alle eine Herausforderung, die wir im Team aber gut gemeistert haben. Mitte 2020 sind wir mit unserem Team dann wieder auf die Baustelle. Während der strammen Bauzeit hatten wir oft auch mit den Vorbehalten bei den Behörden in Nordrhein-Westfalen zu kämpfen, da der Holzbau dort weniger verbreitet ist.
 
Nun zu deinem persönlichen Karriereweg: Wie sah der aus?
Ich habe fast mein ganzes Leben schon mit Holz zu tun, um genau zu sein, seit ich 15 Jahre alt bin. Nach meinem Schulabschluss habe ich eine Ausbildung zum Zimmerer sowie anschließend eine Weiterbildung zum Zimmerer-Meister absolviert. Danach habe ich ein Studium Bauingenieurwesen draufgesetzt. Meine Karrierelaufbahn im Konzern habe ich dann als Sachbearbeiter in der Tragwerksplanung gestartet, danach ging es von der Bauleitung bei ZÜBLIN über die Projektleitung bis zur Oberbauleitung. Seit Januar 2022 bin ich nun Technischer Bereichsleiter.
 
Gab es ein persönliches Highlight für dich bei diesem Projekt?
Das ganze Projekt an sich. Projekte wie der Neubau der Uni Witten/Herdecke sollten keine alleinstehenden Leuchttürme bleiben. Vielmehr gilt es, hier und jetzt Maßstäbe zu setzen und so das Bauen insgesamt neu zu definieren. Holz bietet als nachhaltiger, flexibler Baustoff immense Potenziale, die wir auf dem Weg zur Klimaneutralität nutzen wollen und müssen. In Witten haben wir gezeigt, wie viel da heute schon möglich ist.